Gang durch die Kirche

Außenansicht der alten Kirche

Gültige Antwort auf die Frage nach dem Sinn des Lebens gibt allein der religiöse Glaube, die Religion. Für diesen seinen Glauben sucht der Mensch heilige Orte. Er betet zu seinem Gott in heiligen Hainen, auf heiligen Bergen. Er errichtet Altäre – Tempel – Kirchen. Jede Zeit baut aus ihrem Lebensgefühl, mit ihren technischen Möglichkeiten. Immer ist es der Wunsch, dem verehrten Gott etwas kostbares zu errichten – gleichsam ein Stück Himmel auf Erden zu bauen, aber auch die Ehrfurcht vor dem Allerhöchsten auszudrücken. Unsere christliche Religion fußt auf dem Glauben des Volkes Israel, aus dem Jesus hervorgegangen ist. 2000 Jahre ist das Christentum nun alt. Es hat Geschichte der Welt mitgeprägt und ist immer eingebunden in diese Geschichte. Das hat Auswirkungen in die einzelnen Gemeinden hinein. Nach dem zweiten Weltkrieg kam Dechant Franz Mayer mit den Heimatvertriebenen nach Windecken. So gibt es seit 1946 wieder eine katholische Kirchengemeinde zu der die katholischen Christen von Windecken, Ostheim, Eichen und Erbstadt gehören. Gastrecht war – und ist noch – dankenswerter Weise in den evangelischen Kirchen. Zwischen 1955 und 1956 wurde mit den damaligen Möglichkeiten in Windecken ein kleines Kirchlein errichtet.

Innenraum der alten Kirche

Auftretende Schäden und die größer werdende Gemeinde mit den wachsenden und gewandelten Anforderungen machten einen Neubau notwendig. Nach vielen Überlegungen konnte im Mai 1985 mit dem Neubau nach den Plänen des Architekten Herrn Florian Leitl, Würzburg begonnen werden. Am 24. Mai 1987 war Kirchweihe. Gedanken, die uns leiteten waren: Mittelpunkt unseres Glaubens sind Gott Vater, Jesus Christus und der Heilige Geist.

Dieser Gott zeigt seine liebende Zuwendung zum Menschen immer wieder in der Geschichte. Gott sorgt für sein Volk. Jesus ist lebendiges Zeichen dieser Liebe Gottes. Er wendet sich ganz den Menschen zu. Er gibt sein Leben für das Heil der Welt. Kreuz und Auferstehung bringen Erlösung für uns Menschen. Im Brot und Wein will er immer unter uns lebendig sein. Beim Abendmahl sagt er: “Tut dies zu meinem Gedächtnis.“ Für diese Feier – die Eucharistie brauchen wir “das Haus Gottes“ als Ort wo wir Gemeinschaft erfahren mit Gott – mit Jesus – mit den Menschen. Es ist Ort, wo wir unsere Sorgen und Nöte – auch unsere Freude und unseren Dank vor Gott bringen – und ebenso Gottes Segen erfahren.

Eingang

Als Relief über dem Eingang ist dargestellt, was in der Offenbarung 12, 1 so steht:

“Dann erschien ein großes Zeichen am Himmel: eine Frau mit der Sonne bekleidet; der Mond war unter ihren Füßen und ein Kranz von zwölf Sternen auf ihrem Haupt.“

“Licht“ und “Leben“ steht auf der Sonne, die Symbol für Jesus, das Licht der Welt, ist.

Kircheninnenraum

Gott will das Leben der Menschen. Für uns als Glaubende wird es geschenkt in der Taufe, im Wort Gottes, das am Ambo verkündet wird; vom Altar her wird Jesus als Brot des Lebens gereicht; Christus, der Eckstein, ist in der Säule im Altar symbolisiert. Und Leben und Heil kommt vom Kreuz




Kreuz

Prof. Karl Burgeff hat das Kreuz gestaltet. Es ist der Baum der Welt. Diese Welt ist zerrissen, gespalten in gut und böse. Die eine Seite ist vertrocknet – böse, die andere Seite ist grün – lebendig, gut. Diese zerrissene Welt bindet Christus in paradoxer Weise zusammen in seinen angenagelten Armen. “Jesus Christus Sieger“ steht auf der Gloriole. So ist das Kreuz Siegeszeichen. Die vier blauen Stäbe am unteren Ende sind die vier Ströme lebendigen Wassers, die aus dem Paradiese fließen.



Tabernakel

Der Tabernakel ist Ort der Aufbewahrung des eucharistischen Brotes (– Jesus ist gegenwärtig im hl. Brot –) für die Kranken und ist Ort der Anbetung. Auf der Türe ist dargestellt, dass Jesus Heil der Menschen ist für Leib und Seele. Menschen bringen auf einer Bahre einen Gelähmten zu Jesus. Da viele Menschen im Hause sind, decken sie das Dach ab und lassen den Kranken vor Jesus hinab. Jesus macht ihn heil: “Deine Sünden sind dir vergeben,“ und “Steh auf nimm dein Bett und geh heim.“ Lukas 5, 17-26

Wenn von Gott, von Jesus im Heiligen Geist uns Leben geschenkt ist, muss sich dies im Leben der Menschen zeigen. Bei Matthäus 25, 31-40 lesen wir:

Wenn der Menschensohn in seiner Herrlichkeit kommt und alle Engel mit ihm, dann wird er sich auf den Thron seiner Herrlichkeit setzen. Und alle Völker werden vor ihm zusammengerufen werden, und er wird sie voneinander scheiden, wie der Hirt die Schafe von den Böcken scheidet. Er wird die Schafe zu seiner Rechten versammeln, die Böcke aber zur Linken. Dann wird der König denen auf der rechten Seite sagen: Kommt her; die ihr von meinem Vater gesegnet seid, nehmt das Reich in Besitz, das seit der Erschaffung der Welt für euch bestimmt ist. Denn ich war hungrig, und ihr habt mir zu essen gegeben; ich war durstig, und ihr habt mir zu trinken gegeben; ich war fremd und obdachlos, und ihr habt mich aufgenommen; ich war nackt, und ihr habt mir Kleidung gegeben; ich war krank ‚ und ihr habt mich besucht; ich war im Gefängnis, und ihr seid zu mir gekommen. Dann werden ihm die Gerechten antworten: Herr, wann haben wir dich hungrig gesehen und dir zu essen gegeben, oder durstig und dir zu trinken gegeben? Und wann haben wir dich fremd und obdachlos gesehen und aufgenommen, oder nackt und dir Kleidung gegeben? Und wann haben wir dich krank oder im Gefängnis gesehen und sind zu dir gekommen? Darauf wird der König ihnen antworten: Amen, ich sage euch: Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan.

Matthäus 25, 31-40


Davon abgeleitet sind die 7 leiblichen Werke der Barmherzigkeit:

  • Die Hungrigen speisen
  • die Durstigen tränken
  • die Nackten bekleiden
  • die Fremden beherbergen
  • die Gefangenen erlösen
  • die Kranken besuchen
  • die Toten begraben.

Und als die 7 geistigen Werke der Barmherzigkeit werden hinzugezählt

  • die Sünder zurechtweisen
  • die Unwissenden lehren
  • den Zweifelnden recht raten
  • die Betrübten trösten
  • die Lästigen geduldig ertragen
  • denen, die uns beleidigen gern verzeihen
  • für die Lebenden und die Toten beten.

Herr Paul Corazolla, Berlin, hat dies in den Fenstern umgesetzt in unser Heute. Es ist die bildliche Gegenwärtigsetzung von “Armen“, auch Hinweis der biblischen Aussage, dass der Reichtum der Gemeinde ihre Armen sind. Die einzelnen Bilder sind auf verschiedenen Ebenen deutbar.


Fremde

Fenster: Fremde

Zwei Gesichter voller Ernst und Erwartung. Wer sind diese Fremden? Die Asylanten – die Gastarbeiter – der Neubürger – der aus der Nachbargemeinde – der andere Mensch? Erfahrung der Fremdheit für den aus dem Paradies vertriebenen Menschen, für Abraham, das Volk Israel, alle Heimatvertriebenen der Welt? Das sind auch Maria und Josef auf Herbergsuche. Das Lamm ist Hinweis auf die Hirten, die als erste diese Fremden aufgenommen haben. Die Hirten waren selber Ausgestoßene, aber aufnahmebereit. Die gefalteten Hände erinnern uns an die Notwendigkeit des Gebetes.



Hungernde, Durstige, Nackte

Fenster: Hungernde

“Nackt kam ich aus der Mutter Schoß.“ Der da auf dem Bild schreit mir entgegen. Es ist der seiner Kleider beraubte Mensch – damit der entwürdigte Mensch: ausgezogen und schamlos bloßgestellt. – Auch von mir? Gebe ich dem Menschen sein Kleid; gebe ich ihm sein Menschsein? Der Mensch hat Hunger und Durst. Brot und Weintrauben sind Zeichen dafür. Teile ich mit dem Hungernden mein Brot, mein Leben? Stille ich den Durst des Mitmenschen nach Liebe, oder sehe ich nur mich als Dürstenden in der Wüste? Brot und Wein sind auch Zeichen für die Eucharistie. Jesus will unseren Hunger und Durst nach Fülle des Lebens stillen in der Eucharistie.



Gefangene

Fenster: Gefangene

Die große Kette fällt auf, Zeichen für Strafgefangene, um ihres Glaubens willen Verfolgte, Menschen in ungerechten Fesseln. Wie begegne ich ihnen? An was bin ich gekettet? Wir sind gebunden an Vieles: Prestige und Macht – Auto – Genussmittel – Leidenschaften. Schlagen wir andere durch unser Verhalten in Fesseln?

Der Mensch steht traurig über der Waage mit Kreuz und den zerbrochenen Gesetzestafeln. Wir zerbrechen vieles durch unsere Schuld. Das Kreuz weist auf das verzeihende Erbarmen Gottes hin.

Und: Die einzige Bindung, die frei macht, ist die Bindung an Gott.



Alte

Fenster: Alte

Da ist der Mensch, der das schwere Kreuz auf dem gekrümmten Rücken trägt. Es ist auch Jesus, der sich mit jedem Leidenden identifiziert. Die mittragende Hand erinnert an Simon von Cyrene, der Jesus hilft, das Kreuz zu tragen. Dieser Dienst des Simon von Cyrene wiederholt sich im Dienst an allen alten Menschen.

Das Bild erinnert auch daran, dass einer dem anderen Kreuz sein kann, und einer dem anderen helfen kann, sein Kreuz zu tragen.



Blinde

Fenster: Blinde

In diesem Bild ist vieles zusammen aus den geistigen Werken der Barmherzigkeit. Es geht um die Blindheit des Auges und des Herzens. Die geballte Faust zeigt die blinde Gewalt, die immer zuschlägt. Blindenzeichen erinnert, dass wir oft nicht hinsehen, wo wir gebraucht werden. Manchmal ist der Mensch auch im Dunkeln. Wer führt heraus? Es gibt den Lichtblick (– die Sonne –) die segnende Hand des Menschen, weil es den liebenden Blick Gottes und seine segnende Hand gibt.



Kranke

Fenster: Kranke

Ins Auge fällt die Frau, die mit ihrer Hand den Kopf eines leidenden Menschen hält. Die Frau erinnert mit ihrem Schleier an Mutter Theresa. Sie hatte Zeit für Kranke und Sterbende. Die Kraft dazu kommt aus dem Glauben an den lieben Gott, aus dem Gebet, aus der Feier der Eucharistie. Doch oft drücken wir uns vor dem Leidenden und Sterbenden, überlassen dies den Profis hinter glänzenden Fassaden. Die Sanduhr erinnert uns an unsere ablaufende Lebenszeit.



Fenster über dem Altar

Fenster über dem Altar

Sein Leben hat der Einzelne, und ihr Leben hat die Gemeinde vor Gott zu verantworten. Das Bild zeigt nach Offenbarung 1,12-20 den richtenden Christus. Das zweischneidige Schwert aus seinem Mund ist richtendes und begnadendes Wort. Die sieben Leuchter = die Gesamtheit der Gemeinden, Sinnbild der Gesamtkirche. Die sieben Sterne in seiner Rechten = die himmlische Wesenheit der irdischen Kirche. Die Augen sind wie Feuerbrand durchdringend.



Marienstatue

marienstatue

Maria ist die Frau aus dem Volke, die Mirjam der Bibel. Auf ihrem Schoß thront Jesus. Die große Sonnenblume ist Erinnerung an die Sonne vom Eingangsrelief.

Auf dem Stuhl sind dargestellt: die Verkündigung des Engels an Maria, – Maria bei Elisabeth – die Flucht nach Ägypten.



Orgel

Orgel

Die Orgel ist in unser Gotteshaus hineinkomponiert. Beteiligt waren Herr Architekt Leitel, Herr Prof. Burgeff und Herr Klais, Bonn. Seine Firma hat das Instrument mit 16 Registern gebaut. Beraten hat Herr Domorganist Kaiser.

Gedanken: Die Orgel ist wie ein Gewächs – ein Baum mit Zweigen und Blättern. Sie ist auch der Phönix, der aus der Asche steigt, seine Flügel ausbreitet. Auf den Notenlinien spielt Gott seine Melodien. Und durch die Musik wird vieles leichter. Krücke, Kerbholz, Feder, Stock – Vieles schwebt empor.



Fenster über dem Ausgang

Fenster über dem Ausgang

Das Fenster über dem Ausgang ist eine alte Ikone: Maria von der immerwährenden Hilfe.

Somit Titelbild unserer Kirche.


Weitere Bilder von der Kirche finden Sie in der Galerie.

Diese Informationen sind auch als Broschüre in der Kirche erhältlich.