"Thomas Gottschalk" in Nidderau – Wetten, dass..?

Ausgelassene Stimmung bei der traditionellen Windecker Pfarrfastnacht

Moderatoren
Die drei Moderatoren des Abends (v. l. n. r.): Hausmeister Alfred (Dietmar Scholz), Nachbarin Gisela (Steffen Presse) und Thomas Gottschalk (Markus Bernard).

Nidderau. Unter dem Motto "Anders, aber lustig" lud die Katholische Kirchen­gemeinde Windecken zu ihrer Fastnachts­veranstaltung ein. Seit mehr als 40 Jahren ist die Pfarrfastnacht der Garant für niveau­volle Unterhaltung – stets mit augen­zwinkern­den Seitenhieben auf Lokal­politik und Kirchenthemen.

So freute sich auch diesmal wieder die Narrenschar auf einen Abend, der über­wiegend von Mitwirkenden aus eigenen Reihen gestaltet wurde. Mit den Worten "Wir Katholiken wissen, wie man feiert" eröffnete Pfarrer Ifeanyi Emejulu seine erste Pfarrfastnacht. Dennoch sei die Veranstaltung "garantiert ökumenisch", was evange­lische wie katholische Christen mit donnerndem Applaus quittierten.

So konnte Gastgeber Pfarrer Ifeanyi Emejulu in der voll besetzen Willi-Salzmann-Halle zahlreiche Gäste begrüßen. Neben Bürgermeister Gerhard Schultheiß und Stadtrat Rainer Vogel war mit "Thomas Gottschalk" ein ganz besonderer Gast anwesend. Die Fuldaer Bistumsleitung hatte ihn engagiert und nach Windecken geschickt, um "die renommierteste Veranstaltung der Kirchen­gemeinde" professionell moderieren zu lassen. Zusammen mit Hausmeister Alfred (Dietmar Scholz) und der "mitteilsamen" Nachbarin Gisela, genial dargestellt von Steffen Presse, musste sich Gottschalk erst einmal "in der Provinz" zurechtfinden. Nach und nach wurde ihm bewusst, dass es sich nicht um das Comeback seiner einstigen Fernsehshow "Wetten dass..?!" handelte. Dennoch konnte man ihn davon überzeugen, dass man mit der Windecker Pfarrfastnacht adäquaten Ersatz gefunden habe. Markus Bernard überzeugte sowohl optisch als auch mit Mimik und Gestik in seiner Rolle als alternder Showmaster, der jetzt sogar in der "Provinz" auftreten muss.

Statt des großen Fernseh­balletts eröffneten die "Konfettis" von den befreundeten Schlüsse­lrapplern den bunten Reigen der Showacts. Mit ihrem "Funky Potter" verzauberten sie gleich zu Beginn das begeisterte Publikum. Der Kardinal aus Rom (Thomas Hohmann) überbrachte die Grüße von Papst Franziskus, der leider nicht persönlich zur Pfarrfastnacht kommen konnte, und gab wertvolle Hilfe­stellung zur Integration entfernter Nidderauer Stadtteile. Die Frauen­gruppe zeigte viel Bein und überraschte mit einer originellen Tanz­nummer mit schwarz-weißen Hosen in optisch ansprechender Paarung. Christoph Teschner bemühte sich redlich, auf seinen "Überzieher", ein "dem Mantel ähnliches Kleidungs­stück", aufzupassen, was nicht ganz einfach war. Denn "sieht er weg von dem Fleck – ist der Überzieher weg". Ein anspruchsvolles, witzig-zweideutiges Lied des Berliner Satirikers Otto Reutter, bekannt geworden durch Peter Frankenfeld. Die Hip-Hop-Tanzgruppe des TV Windecken überzeugte mit einer virtuosen Choreo­graphie.

Im fernen Nigeria war eine Gruppe, die von einer ganz besonderen Reise berichtete. Sie entführten die Zuschauer nach Akwa in Nigeria, der Heimat von Pfarrer Ifeanyi. Dieser ließ es sich nicht nehmen, im Original­kostüm in die Rolle des örtlichen Häuptlings zu schlüpfen. Der farben­frohe Tanz mit afrika­nischen Klängen war einer der Höhepunkte des Abends. So manches anwesende Eltern­teil konnte die im Anschluss von Simone Schneider amüsant vorgetragenen Probleme einer teenager­gestresste Mutter sehr gut nachvollziehen. Sie stand zum ersten, aber gewiss nicht letzten Mal auf der Bühne der Windecker Pfarrfastnacht und wurde mit lange anhaltendem Applaus belohnt.

Im Anschluss rissen die Jellies des FC Sportfreunde Ostheim mit ihrem eleganten Showtanz, einer Reise in die Discozeit der 70er und 80er Jahre, die Gäste von ihren Stühlen. Zwischen den einzelnen Programm­punkten lösten die drei Moderatoren immer wieder Lachsalven aus und sorgen für Pointen am Fließband.

Enkelin Laura Hack musste schließlich ihrem sächsischen und etwas sturen Opa Felix Nowottny das Internet erklären – kein leichtes Unterfangen für den Teenager. Premiere auf der Bühne der Windecker Pfarrfastnacht hatte der Pfadfinder Jan Rode. In seiner Rolle als jobsuchender Hausmeister Walter, genannt "Schoppe", überzeugte er die Narren­schar mit der Suche nach seinem "Lebberworschtbrot".

Die "Sunshines" sorgten unterdessen immer wieder für gute Laune mit beliebten und gern gehörten Schunkelliedern. Schließlich war es Zeit für einen klassischen Garde­tanz, professionell dargeboten von den Moonlights. Live aus der leider noch unfertigen Sky-Lounge des Nidderforums wurde die Talkshow "Weich, aber unfair" übertragen. In der Gesprächs­runde diskutierten zahlreiche Experten aus Politik und Gesell­schaft kontrovers und scharfzüngig über die zunehmende "Robotisierung der Menschheit". Ein Experte stellte die gewagte und nicht unumstrittene These auf, dass Angela Merkel ein "früher, nicht ganz ausgereifter Roboter aus dem Osten" sei. Satire vom Feinsten, mit der die Alt-Pfadfinder vom DPSG Stamm Wartbaum überzeugten. Überhaupt standen immer wieder Pfadfinder auf der Bühne – so auch bei der anschließenden musikalisch-akrobatischen Sport­stunde im Fitness­studio. Hierbei hielt es niemanden mehr auf den Plätzen und die Salzmann­halle bebte. Bernd Marohn in seiner Parade­rolle als "Penner von Nidderau" gab den anwesenden Politikern schließlich wertvolle Ratschläge, wie die klammen Finanzen der Stadt mit einer Straßen­maut wieder ins Lot gebracht werden könnten.

"Anmut und Schönheit, Kraft und Eleganz – sehen anders aus", bemerkte Gottschalk. Dennoch – das Männer­ballett der katholischen Kirchen­gemeinde, traditionell Höhepunkt und die Abschluss­nummer der Windecker Pfarrfastnacht, überzeugte das begeisterte Publikum mit ihrer Darbietung und durfte nicht ohne Zugabe die Bühne verlassen.

Beim großen Finale kamen noch einmal alle Mitwirkenden auf die Bühne und ein sichtlich bewegter Pfarrer Ifeanyi bedankte sich bei allen für einen großartigen Abend. In der Sektbar oder bei Musik und Tanz bis in die frühen Morgen­stunden ging eine einzigartige Veranstaltung zu Ende, die ihresgleichen sucht. Alle waren sich einig und können es kaum abwarten – am 03. Februar 2018 wird es wieder soweit sein: Anders, aber lustig – die Windecker Pfarrfastnacht.

Wir bedanken uns bei allen, die zum groß­artigen Gelingen der Pfarrfastnacht beigetragen haben!

Die Fotos zur Pfarrfastnacht finden Sie in unserer Galerie.

Veröffentlicht am: 19. Februar 2017